Kammerflimmer Kollektief

von | Okt 16, 2010 | Archiv 2010, Reviews | 0 Kommentare

Kammerflimmer Kollektief.
Wildling.
Staubgold.

Das sechsköpfige Karlsruher Wunder schafft auf ihrem mittlerweile achten Release erneut eine tiefe und reiche Melange unterschiedlichster Stileinflüsse. Ein leichtes Augenwischen und dann hat man auch den Pressetext von Dietmar Dath hierzu gelesen, schön die Leier lang geschlagen.  Wenn das Label Staubgold verlauten lässt, dass hier das gleichzeitig stärkste und verletzlichste Album von KK vorliegt, geht man zunächst mal auf Tauchgang, ob solcher gewaltigen Wagnis. Würde da nicht im Hintergrund das Album weiter seine Bahnen um meine Lautsprecher ziehen, eben stark und verletzlich – warum eigentlich? Ich bin kein grosser Fan von Heike Aumüllers Gesangsimprovisation, das Folk-Jazz-Country-Kraut ist auch nicht frisch gezupft, was nun? KK schaffen es in wilder Schönheit als Schwan mitten ins Bild zu schwimmen, um dort  selbstbewusst, scheinbar sinnlich treibend zu verbleiben. Die Touristen kommen und schiessen ihr obligatorisches See-Schwan-Schloss Photo und sind glücklich. Der Schwan ist noch da, wenn auch alle schon an ihrer dazugehörigen Schweinshaxe nagen. Er wird wohl nie bei Tageslicht ans Ufer kommen, vielleicht weiss er um seine hässlichen Füsse. Ganz egal, ‚Wildling’ ist mitten im Bild und ich weiss nicht weiter. Ich wehre mich innerlich mit noch fieseren Assoziationen als der mit den Füssen, wünsche mir Stücke wie ‚Lichterloh’ zurück, lege es zum Trotz auch zwischendurch mal auf und erfreue mich zum einmillionsten Mal an diesem dudeligen dämlichen Saxofon, der Schwan bleibt. Weiss der Schwan um den Schwan, um seine Wichtigkeit im Bild? Weiss er um seine Selbstverständlichkeit, seine unschlagbare Präsenz, oder kann er gar nicht anders als Anderen ins Bild schwimmen? Weiss er dass ich sein Photo anschaue, bevor ich schlafen gehe?

raabe