Dinos Chapman

von | Mrz 5, 2013 | Archiv 2013, Reviews | 0 Kommentare

Dinos Chapman.
Luftbobler.
The Vinyl Factory.

chapmanIn den letzten Jahren wird wohl kaum jemand um die verstörenden und äusserst effizient gesetzten Arbeiten der beiden Chapman Brüder Jake und Dinos herumgekommen sein. Mit genitalisierten Kinderskulpturen und SS Schergen in Sexualposen hat sich ihr Werk brillant in unsere Erinnerung geätzt. Dinos, der ältere der beiden britischen Artists, hat nun seine künstlerische Auseinandersetzung um das Medium Musik erweitert. Der Mythos kursiert, wie anders, dass er sich an Schlaflosigkeit leidend, die Nächte mit Musikprogrammen beschäftigt und im Laufe des letzten Jahrzehntes ein schönes Häufchen an Tracks damit erstellt hat. The Vinyl Factory hat nun diesen versteckten Schatz gehoben und zeigt mit „Luftbobler“ deutlich wo Chapmans Grenzen sind. Das Album wirkt wie eine nett gemachte Zusammenstellung britischer Elektronik der letzten zwanzig Jahre, hier ein Quentchen Techno, da eine Prise Knispelbeats, ein Schuss Ambient darüber und fertig. Obwohl „Luftbobler“ ebenso wie die skulpturale Arbeit der Chapman Brothers mit Erinnerung und Zitat arbeitet, fehlt dem Werk jegliche individuelle Vorstellungskraft. Möglicherweise als ausgleichende Massnahme gegen die provokative Zerstörungskraft des eigenen künstlerischen Schaffens gedacht, dümpeln die Stücke einem schläfrigen Ende entgegen. Asche zu Asche, die Zeichnungen des Führers des dritten Reiches neu zu interpretieren ist eine Sache, mit diesem Album aber kann man noch nichtmal ein Staubflöckchen aufwirbeln.

raabe