Nils Frahm

von | Sep 25, 2011 | Archiv 2011, Reviews | 0 Kommentare

Nils Frahm.
Felt.
Erased Tapes.

Nils Frahms dritter Solorelease auf Erased Tapes zeigt einen gereiften, keinesfalls aber gealterten Künstler. Seine weiterhin jungenhaft suchenden, positivistischen und hoffnungsdurchwachsenen, pianobasierten Kompositionen treiben, mit wenigen, dezent eingesetzten anderen Instrumenten unterlegt, wie Staub im Sonnenlicht, vergänglich und ewig zugleich. Der wohl schier grenzenlosen Freundlichkeit des Pianisten ist darüberhinaus ein überraschendes, neuartig klingendes Hörerlebnis zu verdanken. Frahm, der seine Nachbarn in seinem Berliner Studio nicht allzu sehr mit seinem Spiel belästigen wollte, dämpfte sein Instrument mit Filz und spielte das Album mit sanftem Anschlag ein. Die dem Piano sehr nahe beigestellten Mikrofone nahmen dementsprechend sämtliche mechanischen und menschlichen Nebengeräusche mit auf, ein ansonsten unliebsamer Effekt, den Andere so wohl unterbunden hätten. Nicht so Frahm der diese subtilen, rhytmustreibenden Auralunliebsamkeiten gewitzt und spielerisch, umtriebig interessiert in seine Arbeit integrierte. „Felt“ ist auf beeindruckende Weise selbstvergessen, ein graziles, an die filmischen Arbeiten der Quay Brothers erinnerndes, mechanisches Menschmaschinen Wunderwerk.

raabe