David Bowie – RIP

von | Jan 12, 2016 | Allgemein, Archiv 2016 | 0 Kommentare

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Der Mars hat seinen schillerndsten Botschafter verloren.
Die gute Nachricht ist, der stillere von beiden, Brian Eno, lebt noch.

Die wandlungsfähigste Ikone der Popgeschichte ist im Alter von 69 Jahren seinem Krebsleiden erlegen. Chamäleon für die Einen, Gott der Anderen, das musikalische Spektrum David Bowies bildet eine unendlich weite Projektionsfläche individueller Erinnerungskultur.

Der Imagewechsel vom unscheinbaren, bebrillten Liedermacher der End-1960er zum, die Geschlechtergrenzen überschreitenden, den Glamrock clever als Sprungbrett nutzenden Alien der Ziggy Stardust Ära, ist die entscheidende Bewegung und Blueprint für alle weiteren Stilscharaden des Musikers. Das Publikum beklatschte begeistert alle folgenden Wandlungen des Herren, und das waren wahrlich viele. Es ist dabei ein absolutes Phänomen an sich daß Bowie an Popularität nie verlor, trotz vieler durchaus durchschnittlicher, die musikalischen Höheflüge der 70er nicht mehr erreichender Veröffentlichungen.

Bowies Vermächtnis und Sendungskraft liegt bezeichnenderweise in den siebziger Jahren, nicht nur im Bereich Musik. Seine Darstellung des Ausserirdischen Thomas Jerome Newton in Nicolas Roegs Science-Fiction Klassikers „Der Mann der vom Himmel fiel“, aus dem Jahre 1976, ist unvergleichlich. Ob der Visionär Roeg mit diesem utopischen Film schon das Ende des Raumzeitalters erahnte, ist zweifelhaft, fast zeitgleich stellte die NASA die Flüge zum Mond ein. Bowies schauspielerische Glanzleistung als Alien zumindest, der mit überragender, ausserirdischer Technologie zur Erde kommt mit der Idee, seinen sterbenden Wüstenplaneten zu retten, ist atemberaubend. Benutzt und desillusioniert, zerbricht der strahlende Mann vom Himmel an der zynischen Brutalität der menschlichen Zivilisation.

Ob Bowie während der Dreharbeiten zu dem Streifen auf die Idee kam, sein Starman-Image zugunsten seiner „Back-to-earth“ Soulboy-Impersonifikation des 1975 Albums „Yound Americans“ aufzugeben – eine mögliche Spiegelung des Roeg’schen Meisterwerkes – bleibt offen. Womöglich ist die Frage des „Warum“ hier auch nicht so entscheidend, strahlend und für Immer in der Erinnerung verbleibend ist das „Wie“. Vielen Dank David, das war eine überragende Show.

raabe