Ruprecht von Kaufmann.

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Ruprecht von Kaufmann.
Ein Portrait.

Die unbarmherzige Treibjagd nach dem wahren Grund des Lebens und der endgültigen und unwideruflichen Definition des universellen Weltenantriebes, ist das mühevollste und zugleich unerfüllbarste Unterfangen des Menschen. Kein Schmetterling darf ungelenkt seinem flattrigen Treiben hinterherirren, kein Nahrungsmittelsack in fernem Lande hiervon unbetroffen umstürzen. Unter diesem heiligen aber gehetztem Dikat verbleibt nichts ohne Deutung, ob vordergründig tief, ob herzzerreissend flach, allem Seienden wird beflissentlich und zur allgemeinen Beruhigung ein inhaltssicheres Dach aufgezimmert. Details »

Kann das Kunst oder ist das weg?

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Kann das Kunst oder ist das weg?
Zepter und Sloterdijk machen mobil.

Mit „Kunst hassen“ hat die „The Germans“ Herausgeberin Nicole Zepter im Herbst letzten Jahres damit angefangen, jetzt lästerts auch äusserst unwillig in Peter Sloterdijks neuem Essay „Die schrecklichen Kinder der Neuzeit“. Die beschauliche Alllee der zeitgenössische Kunst erhält wortgewandt angebrachte Schlaglöcher.

Des Künstlers Blick in den zeitgenössischen Spiegel gebiert schieläugig delirierende Schauspiele. Im schalen Zirkus fabulierender Innenbelauschung, zwischen chronischer Konfusion fortgesetzter Legitimationshysterie und der hilflosen Ermattung an inwendiger Unschärfe, mag die unbeschämte Markierung künstlerischer Stellung nur demjenigen abrieblos gelingen, dem Selbstrespekt unbekannt und der, im tölpelhaften Rausch farbenprächtigen Glücksrittertums, auf den modernen Wiesen monetärer Turnierleidenschaft dahintrabt. Mit siegesgesichertem Hufscharren, lächelnd und sich seiner  Prämie gewiss, feiert das von sich entgrenzte Individuum seinen triumphalen Einzug in Hallen höherer Weihen und verendet wohligmatt auf dem flauschigen Siegertreppchen öder Camouflage. So stirbt die Kunst nicht durch sich, der kleinliche Freitod derer, die sie erschaffen sollten, formuliert die Szene. Details »

Haben und Sein

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Haben und Sein.
Ware im Web.

Jeder hat sie in seinem Schrank, die guten alten Dinge, die man liebt und deren Präsenz sich unmittelbar mit dem eigenen Leben verbindet. Gemeint sind hier alle Hosen, Bücher und möglicherweise der Schrank selbst, die sich schon immer im persönlichen Besitz zu befinden schienen. Im Gegensatz zu allen anderen Gütern, die saisonbedingt das Ego begleiten und dementsprechend relativ zügig wieder entsorgt werden, haben diese Oldies um ein vielfaches mehr den Duft, die Essenz des Besitzers eingesogen. Obwohl in der Regel schon länger nicht mehr getragen, betrachtet oder angefasst worden, käme deren Verlust einem tieferem Drama gleich, das nur mit dem unerklärlichen Entschwinden des heissgeliebten Kuscheltieres der Kindertage zu vergleichen wäre. Das T-shirt aus Amsterdam oder die Vase von der Ex, diese Gegenstände haben nicht nur eine Gebrauchs- sondern auch eine Erwerbsgeschichte. Die zu stellende Frage lautet also, ob die heute gängige „Click and Buy“  Kaufentscheidung zur tiefern Identitätsbildung des Käufers überhaupt beitragen kann, ob nicht durch die räumliche und zeitliche Verkürzung des Vorgangs Ware / Bildschirm / Konsument / Kauf die subtile Schönheit des Erwerbs im Draussen durch den persönlichen Verkauf des Anderen verloren geht und das individuelle, haptische Be-greifen und Wählen des gewünschten Objektes nicht für eine engere Subjekt-Objekt-Bindung notwendig ist. Details »

Leiden ist scheisse.

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Leiden ist scheisse.
Berlins erste Vinylpredigt.

Fünfzehn Menschen der gehobeneren Altersklasse sitzen auf Stühlen und Sofas und lauschen. Ein andächtig rhytmisches Kopfnicken hier, ein dezentes Fusswippen dort, Musik läuft. Was ist passiert? Ist man hier der finalen Erkenntnis erlegen dass der faltige Hintern endgültig das Tanzverbot gebietet? Falsch. Haru Specks aka Diethelm Kröhl hält in Berlin seine, für die Stadt erste Vinylpredigt. Wer wie ich der Meinung ist dass man durchaus am Sonntagmorgen in die Kirche gehen könnte, so der Mann auf der Kanzel auch etwas zu sagen hätte, der wird hier, nicht nur der Form halber, fündig.

Specks zelebriert seine Predigt zum Thema ‚Leiden ist Scheisse‘ und unterlegt seine Rede mit dreizehn Hörbeispielen unterschiedlichster Zeiten und Genres.
Schon der erste Beitrag von Napalm Death „You Suffer (But Why)“ malt der Zuhörerschaft ein Grinsen auf die Lippen, ist dieses musikgeschichtlich rekordverdächtige Stücklein doch nur eine Sekunde lang und wurde im Erscheinungsjahr 1987 von John Peel dutzendfach hintereinander gespielt und abgefeiert. Zu hören ist nur ein knurrender, aufbrummender Gitarrenriff und aus. Specks nimmt nun den Titel des Tracks zum Anlass um sein Thema langsam auszufalten. Er redet über Ängste, Depressionen, nennt Zahlen, Anlässe, lässt Anekdoten einfliessen und wickelt sein Publikum mit gut gesetzter Hintergrundsinformation in eine wohlige Gemeinschaftserfahrung um zum Ende hin bei Revolution und Gegenwehr zu enden. Details »

Guter Mond du scheinst so helle.

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Guter Mond du scheinst so helle.
Unserem Nachbarn zum 45. Jubiläum der Ersteroberung.

Am 21. Juli 1969 koordinierter Weltzeit betrat der erste Mensch den Mond. Während Neil Alden Armstrongs zaghaft auf dessen Oberfläche tapstet, raste sein historischer Ausspruch  „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen… ein riesiger Sprung für die Menschheit“ mehrfach um die Welt.

Grosses war geschehen und für noch Grösseres schien der Anfang gelegt. Die Amerikaner hatten mit diesem Schritt im wörtlichen Sinne ihren Wettlauf mit den Russen gewonnen. Am Anfang dieses Kontests stand ein jäher Schock. Mitten im Kalten Krieg mit der Sowjetunion war ein kleines, 58 Zentimeter messendes Stück Metall in der Erdumlaufbahn den USA derb in die verängstigten Knochen gefahren. Während das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ unter Senator Joseph McCarthy gerade erfolgreich den im eigenen Land umtriebigen echten oder vermeindlichen Kommunisten schwer den roten Pelz angezündet hatte, umrundete der von der UDSSR 1957 gestartete Satellit  „Sputnik 1“ in ruhigen Bahnen den Planeten. Die dadurch ausgelöste Krise um den Verlust der selbstauerlegten Vormachtstellung über den Rivalen fand ihren krönenden Abschluss in der geglückten ersten Mondlandung mit Apollo 11 zwölf Jahre später. Details »

„Erfahrung wird durch Fleiss und Müh‘ erlangt und durch den raschen Lauf der Zeit gereift.“

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„Erfahrung wird durch Fleiss und Müh‘ erlangt und durch den raschen Lauf der Zeit gereift.“ William Shakespeare und Madlib als „best buddies“? Warum nicht? Wir gratulieren auf jeden Fall schon mal…

Der unsterbliche Gigant wird heute 450 Jahre alt. Daß er nun wirklich gelebt hat ist unbestritten. Über die Urheberschaft seiner bis heute aufgeführten und verfilmten Werke hingegen rauft sich die Forschung eifrig das Haupthaar. Die 2011er Verfilmung dieser nicht ganz unerheblichen Frage, Roland Emmerich hat hier mal keinen langweiligen Blockbuster hingelegt, bezieht sich hier eindeutig auf die Oxford-Theorie, wonach der 17. Earl of Oxford, Edward de Vere der eigentliche Verfasser der Dramen und Sonette sei, die unter Shakespeares Namen erschienen. Grund zur Infragestellung Shakespeares schrifstellerischen Schaffens gibt dessen geringe Bildung. Man geht davon aus daß ein Besuch der Grammar School in Stratford-upon-Avon nicht die Basis für ein derartiges Wissen bieten kann, das für die Erschaffung eines solch enormen Werkes wohl benötigt wird. Vor uns hampelt also eine agile Rampensau rum, der man die Stücke nur untergeschoben hat, aus welchen Gründen auch immer. Details »

Bleib auf dem Teppich…

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Bleib auf dem Teppich…
…wenn du einen hast.

Sich an einem Werk von Richard Prince, Jürgen Teller oder Anselm Reyle zu ergötzen ist das Eine. Mit dem HIntern an einem Solchen reiben zu dürfen ist etwas anderes und auch um ein Vielfaches günstiger.

Es ist Äonen her dass man bei einer geschmackvollen Wohnungseinrichtung die Auslegeware unter die Design Klassiker spannte. Seit den frühen Achzigern, wenn Alt aus- und Jung einzogen, nervten die Schleifmaschinen tagelang die Nachbarschaft und die blanke Holzdiele bot, geölt, lackiert oder bei den Mutigen roh belassen, nur kargen Anlass zum Sichniederlassen.

Die Teppichläden scheinen in letzter Zeit wieder einen zweiten Blick wert zu sein, woran neue Produktionstechniken und Oberflächenstrukturen einen wichtigen Anteil haben. Neue Ware hat ihren Preis, sodass selbst Teppiche die sich in ihrem meisterlich gestalteten Vintagelook vor der Kundschaft ausbreiten, mächtig am Gesparten zerren, da handrasiert, gefärbt, nochmals fein nachgeschnitten oder was der Kreativität sonst noch alles aus der ekstatischen Hirnrinde sugeriert wird. So kann man schnell den Eindruck erhalten man habe ein Originalexemplar aus der Gründertagen des KaDeWe vor sich, das in der Eingangshalle tunlichst mit Füssen getreten nun in die Privatwohnung statt ins Museum verlegt wird.

Die schwedischen Henzel Studios unter ihrem Chef Calle Henzel bieten im Gegensatz dazu mit „Volume #1“ aussergewöhnliche Kollaborationen an, auf denen man seinem exquisiten Kunstsinn freien Lauf lassen kann.  Helmut Lang, Jack Pierson, Marylin Minter und noch eine ganze Stange renomierter Granden der zeitgenössischen Szene liefern wohlfeile Vorlagen, bei denen man sich im weit gespreizten Feld zwischen sehr geschmackvoll bis sehr geschmacklos ganz al gusto bedienen kann. So trifft die gezierte Selbstinszenierung des Artists auf die des Käufers, „Auf den Poden, Pursche!!!“ wussten Monthy Python hierzu schon in weiser Vorraussicht zu säuseln.

http://byhenzel.com/

Von der frivolen Erhabenheit des Banalen

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Von der frivolen Erhabenheit des Banalen.
Der Held und sein Weg.

Wenn das Krokodil kommt, schreien die Kinder. Immer. Kasperles Ignoranz ist der ultimative Garant für brüllende Massenhysterie. Er muss sich einfach dumm stellen, kann nicht anders als in die falsche Richtung schauen. Das nennt man geschickt inszenierten Spannungsaufbau und lässt die Zuschauerschaft von sprachlosem Verharren in hellste Aufgegung taumeln. Aber der Held wird gewinnen, das ist die Regel. Immer. Dass seine Klatsche zufälligerweise dem Maul des Krokodils in der Form sehr ähnelt muss nicht auffallen. Das ist schlussendlich egal, denn diese beisst nicht und ist nur das schlagende Instrument seiner Rache. Ohne diese Klatsche ist er hilflos.

Die Figur des Kasperle hat eine lange Tradition, ihre Spur lässt sich zurück bis ins 17. Jahrhundert verfolgen. Seine europäischen Kollegen heissen Punch, Guignol oder Pulcinella und kämpfen wie er gegen die in die Kinderwelt übertragene Unwegbarkeit der Welt. Es wird geschubst, gerangelt und geheult. Alles Elend der Existenz findet hier seine Paralelle zum kreischenden Schäufelchenhandgemenge des heimischen Sandkastens. Auch das Männchen mit der Mütze muss sich unentwegt behaupten, und weil er selbst die wagemutigsten Abenteur mit kindgleichem Ungestüm und forschen Sprüchen zu meistern weiss, identifiziert sich seine kleinwüchsige Zuschauerschft umgehend und endgültig mit ihm. Details »

Yair Elazar Glotman

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Yair Elazar Glotman.
Northern Gulfs.
Glacial Movements.

Hätte Brian Eno sein 1978er Album nicht „Music For Films“ genannt, vielleicht wäre dieser schwierig zu handhabende und schwammige Begriff „Cinematographic Music“ nie als Pseudogenre durch die Gassen geirrt. Dabei rumpeln auf sehr unscharfe Weise Musik, Sprache und Bild zusammen, hinzu kommt noch dass sich die Filmindustrie lieber mit Standartwerklern wie Herren Zimmer in die Köpfe des Publikums hämmert, als sich einer wirklich intelligenten und starken Musik zu bedienen, wie sie hier von Yair Elazar Glotman vorliegt. „Northern Gulfs“ ist „Ideal Score“ um es mal mit einem anderen Aufkleber zu probieren, die sieben Tracks darauf produzieren ein nicht alzu dunkles aber durchaus angebrochenes Stückchen Kino im Schädel. Das italienische Imprint Glacial Movements unter Alessandro Tedeschi hat schon einige namhafte Artists wie Celer, Pjusk und Loscil unterm Schirm, Glotman ist da ein wunderbarer Neuzugang.

Teebs

teebs

Teebs.
E S T A R A.
Brainfeeder.

Mtendere Mandowa aka Teebs kann mit seinem zweiten Longplayer „E S T A R A“ für Brainfeeder dem 2010er Vorgänger „Ardour“ mit Leichtigkeit einen obendrauf setzen, die fluffige Verspieltheit seiner Instrumental Hip-Hop Produktionen lässt ihn weiterhin zum entspanntesten Aushängeschild des Labels freudig in der Sonne strahlen. „Estar“ meint auf Spanisch einfach nur „Sein“, besser, einfacher kann man das Album gar nicht beschreiben. Teebs ist auch gleichzeitig Maler, seine Arbeiten zieren auf allen seinen Releasen die Cover und es ist zu vermuten dass der Producer hier tief aus der Kreativität eines begleitenden Mediums Ruhe und Gleichmut schöpfen kann. Die Vorstellung dass er Prefuse 73, Lars Hornveth, Jonti und Populous, die hier auf dem Album mitschwingen dürfen, ebenfalls dazu inspirieren konnte zukünftig den Pinsel auf der Leinwand zu verstreichen macht schmunzeln. Das wird man dann ja, ganz wörtlich, sehen können.

Shivers

shivers

Shivers.
s/t.
Miasmah.

Rutger Zuydervelt aka Machinefabriek umtriebig zu nennen wäre gröbstens untertrieben und es käme einfacher diejenigen aufzuzählen, mit denen er noch nicht gekuschelt hat. Wundersamerweise halten seine vielfältigen Produktionen dennoch einen gehobenen Qualitätsstandart, so auch sein neuester Wurf. Das Trio Shivers setzt sich aus ihm, Gareth Davis und Leo Fabriek zusammen. Für diese Kollaboration hat sich Zuydervelt den ersten David Cronenberg Film als Konzept vorgenommen und den Titel der Einfachheit halber gleich zum Projektnamen gemacht. Die Gefährdungen des eigenen Körpers durch fremde Infiltration und / oder durch ungewollte Transformation ziehen sich durch die sechs Tracks wie eine mit Nadeln bespickte bittesüsse Spur. Drone, Noise, Psychedelic und Free Jazz zerren nicht nur garstig am Ohr, der ganze Organismus fühlt sich unsanft geschmiergelt. Gerade weil die intelligent eingewebten, Beruhigung suggerierenden Passagen letztendlich doch nur den Horror verzögern, zieht „s/t“ weiter seine feinen Haarrisse über die Haut. Was hier draufsteht ist also auch drin. Sehr selten das.

Owen Pallett

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Owen Pallett.
In Conflict.
Domino.

Mit seinem zweiten Album „He Poos Clouds“, 2006 auf Tomlab released, setzte der kanadische Geiger, Sänger und Komponist Owen Pallett, damals noch als Final Fantasy unterwegs, einen ordentlichen Koffer in die Welt. Die sehr eigene Mischung aus klassischen Elementen, minimalem Pop und seiner exzellenten Stimme machte ihn umgehend zu einer der führenden Kapitäne der damals noch frischen „Modern Classical“ Szene. Sein 2010er Nachfolger „Heartland“, ab dann unter eigenem Namen veröffentlicht, verfestigte diesen seinen Stand an Deck. „In Conflict“ wurde zunächst in Island aufgenommen, gänzlich verworfen und nochmals live in Montreal eingespielt. Perfektionisten sind nun mal dickschädlig und das dauert dann etwas länger. Jahre gingen ins Land und Altmeister Brian Eno wurde mit Back-Up Vocals, Synths und Gitarre mit an Bord geholt. Somit könnte die Reise schliesslich zu einem gelungenen „And-lived-happily-ever-after“ führen… und doch, irgenwo ist hier ein Leck, das Boot zieht Wasser. Pallets vertraute Stilelemente versuchen vergeblich das Ganze zusammenzuzurren, die ungelenk eingesetzten Electronica hängen schlapp vom Mast und die schwergängigen Progrock Versatzstücke brechen Löcher in den Rumpf. Das ist eigentlich ganz schön traurig, Anderen gelingt der Spagat zwischen den Genres auch ohne mit dem Wimpel zu zucken. Mit diesem Schiff jedenfalls gewinnt man keine Regatta.

Erik K Skodvin

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Erik K Skodvin.
Flame.
Sonic Pieces.

Nach dem deutschen Duden ist Melancholie ein „von grosser Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder Depressivität gekennzeichneter Gemütszustand“. Gleichwohl sagt Charles Baudelaire, dass er sich keine Schönheit vorstellen könne, in der nicht auch Melancholie stecke. Auf diesem vermeindlichen Widerspruch bilden eigentlich alle Veröffentlichungen von Erik K Skodvin ihre zunächst zierlich erscheinenden, aber rasch zu mächtiger Grösse erwachsenden Strukturen aus, sei es als Labelchef von Miasmah oder mit eigenen Produktionen. „Flame“ bildet da zunächst keine Ausnahme, und doch, etwas scheint milder geworden, zarter fast. Seine mächtig angeschwärtzen Gewitterwolken der früheren Jahre weichen zwar nicht einem strahlend blauen Himmel, da würde man Skodvins Spielfreude gänzlich unterschätzen; die hier so scheinbar friedlich vor sich hinnuckelnden weissen Wölkchen bilden bei näherer Betrachung bizarr aufquellende Formen aus. Eigentlich hätte man von auch gar nichts anders erwartet,
die musikalische Unterstützung von Anne Müller, Mika Posen am Streichgerät und Gareth Davis an der Klarinette helfen da dezent am Auseinanderzupfen von gängigen Darreichungen. „Flame“ fliegt mehr als früher zwischen Musik und Kino und dieses Mehr an „Dazwischen“ macht diesen Release so spannend.

Downliners Sekt

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Downliners Sekt.
Silent Ascent.
InFiné.

Seit dem 2008er Longplayer „The Saltire Wave“ hat man lange auf das dritte Album der Stilhybrid Meister Downliners Sekt aka Fabrizio Rizzin und Pere Solé warten müssen. Die fünf EPs dazwischen waren eine wohlig spritzige Verköstigung, hier nun endlich „Silent Ascent“ und das ziept und zupft so fruchtig perlend am Tanzbein wie es nicht besser zu erhoffen war.
So gestaltet man hochkomplexen Dancefloor, da muss man auch die eingeflossenen Styles oder Microgenres nicht beim Namen nennen. Wer hier nicht das Schuhwerk fester zurrt damit es einem später nicht um die Ohren fliegt, der darf auch nicht in der Ecke sitzend mitanstossen. Schüttelt die Flaschen, lasst die Korken Sputnik spielen und — Spass!!!

Douglas Dare

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Douglas Dare.
Whelm.
Erased Tapes.

Vor knapp einem halben Jahr hat Douglas Dares EP „Seven Hours“ schon starke Wellen geschoben, hier folgt nun das Debüt Album „Whelm“ für das Londoner Erased Tapes Imprint. Es gibt eine ganze Menge Musiker die ihr Stücklein singend, sich selbst am Piano begleitend, vortragen. Dare unterscheidet sich oberflächlich nur in winzigen Details von den Anderen und gerade diese schwer in Worte zu bindenden Eigenarten lassen seinen Fluss diese individuelle, faszinierende Biegung nehmen. Spürt er als Poet einen anderen Einstieg in die Musik oder hat er ein viel tiefer sitzendes musikalisches Selbstbewusstsein und gleichzeitig (oder gerade darum) so eine bezaubernde Art diese unerhörte Wucht seines Antriebs in so ruhigen, eindeutigen Bahnen darzubringen? Gleichwohl, ich finde keine Sprache dafür, ich schaue nach oben und klappe Ab und An den Mund auf und manchmal auch wieder zu. Und dann, auf „Swim“, dem neunten Stück kommt er dann mächtig, lässt den Damm brechen, aber nur kurz, schon fliesst er weiter. Das ist einfach schön, und vielleicht ist es auch völlig egal warum dem so ist.