Scott Walker. Bish Bosch

von | Dez 7, 2012 | Archiv 2012, Reviews | 0 Kommentare

Scott Walker.
Bish Bosch.
4AD.

Sechs Jahre nach seinem allseits begeistert aufgenommenem Album „The Drift“ releast der Singer/Songwriter und Komponist Scott Walker für 4AD den Nachfolger „Bish Bosch“. In den Sechzigern mit den „The Walker Brothers“ und seichten, orchestralen Pop Balladen zu Berühmtheit gelangt, änderte Walker ab Mitte der Achziger langsam aber zunehmend radikal seine musikalische Richtung. Waren seine frühen Arbeiten streckenweise schwer zu ertragen und orchestral weichgespült, liess Walker auf den Alben „Climate Of Hunter“ (1984) und „Tilt“ (1995) nun atonale, moderne klassische Musik und Rockelemente zu einem experimentellen Werk verschmelzen, immer getragen und umfangen von seiner balladesken Stimme. „Bish Bosch“ setzt nun diese Entwicklung logisch fort. Einsam klagende, in Soundscapes durchwirkte Räume hineingesungene Melodien, rockige Passagen die an der Hörlust saugen und zirbelnde Orchesterelemente die zerrend die Ohren umstreichen; die neun Stücke mit einer über 8ominütigen Spiellänge ziehen sich zu einem kaskadenhaft stolperndernden, sich dann wieder fangenden Psycho Hörstück zusammen. Düster dräuend und nervenzerrend kehrt sich des 69jährigen Innerstes nach aussen, Schmerz dringt ungefiltert aus seinen Texten. Das Album ist wahrlich nichts für zartbeseelte Menschlein, es lässt durch seine immaterielle Distanz und zugleich zerstörerische Härte ein verwirrendes, atemberaubendes Klangerlebnis zurück. Gerade durch diese Zerrissenheit und unbedingte Klage bildet „Bish Bosch“ eine sehr spannende und wichtige Ergänzung zu derzeit gängigen, kammerorchestralen Nettigkeiten.

raabe